Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt...

Überall demonstrieren Menschen gerade gegen den Krieg und für den Frieden. Bei uns in den Kirchen finden Friedensgebete statt. Wir singen leise und trotzig unsere Friedenslieder. Eines gefällt mir besonders gut. Es stammt von Shalom Ben-Chorin, einem jüdischen Religionsphilosophen, der 1942 mitten im 2. Weltkrieg und im Holocaust folgenden Liedtext geschrieben hat:

 

"Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt,
ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?
Dass das Leben nicht verging, soviel Blut auch schreit,
achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit.
Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht.
Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt,
bleibe uns ein Fingerzeig, wie das Leben siegt."

Das Lied erzählt vom Glauben daran, dass eben nicht Hass und Gewalt siegen werden, sondern das Gute, das Leben, die Liebe. In den letzten Wochen und Monaten habe ich manchmal daran gezweifelt. Diktaturen, die ihr Volk mit Angst und Schrecken klein halten, die ihre Macht mit allen Mitteln erhalten und ausbauen, scheinen unsere Welt zunehmend zu bestimmen. Und doch spüren wir gerade, wie das Böse, das geschieht, auch das Gute sichtbar werden lässt. Überall auf der ganzen Welt schließen sich Menschen dem Protest gegen den Krieg an und treten für den Frieden und für ein Leben in Freiheit ein. Das macht mir Hoffnung. Die Stadt Kiew ist berühmt für ihre Blumenpracht. Im Frühling und im Sommer verwandelt sich die Stadt in ein Blütenmeer. Das durfte ich schon bei einigen Besuchen dort erleben. Vielleicht ist das ein Fingerzeit. Wir beten weiter für den Frieden und singen trotzig unsere Lieder, dass das Leben dort und an vielen anderen Orten, in denen Krieg herrscht, wieder aufblühen möge. Und wir können uns engagieren: durch öffentliche Demonstrationen, durch Spenden oder durch die Aufnahme von Flüchtlingen.
Unsere Evang.-Luth. Kirche in Bayern hat viele Verbindungen und Partnerschaften zu Kirchengemeinden in der Ukraine und in die osteuropäischen Nachbarstaaten. Wenn Sie diese Gemeinden mit einer Spende unterstützen wollen:

Landeskirchenkasse der ELKB: Evangelische Bank eG
IBAN DE 57 5206 0410 0001 0101 07 Stichwort „Ukraine – SN00-0005"


Ihre Ulrike Lorentz


Andacht bei Radio Alpenwelle 6.3.2022

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